Dienstag, 17. Juli 2007

Aus zwei Übeln mache eins (das macht mehr Spaß)

Wenn durch gemiedene Online-Spielwelten hervorgerufene Entzugserscheinungen eine Zweckgemeinschaft mit den Nebenwirkungen der Ozon-Belastung eingehen, dann bleibt der erfahrene Spieler mit empfindsamen Schleimhäuten besser in seinem vertrauten Dungeon.
Ich bin ein erfahrener Spieler und meine Schleimhäute neigen zum Schockzustand, sobald parfümiertes Sekretärinnen-Modell mit Dauerwelle meiner Nase zu nahe kommt.
Ein Problem entsteht, wenn es nicht gelingt, die Erfahrung des Spielentzugs mit jener über O3-Gasangriffe in einem logischen Denkprozess zu verknüpfen – was bei 34°C, welche sich vorgenommen haben, heute noch zu 37° zu werden, auch niemanden wundern dürfte. Also ging ich unbedarft einkaufen, nicht wissend, was mich erwartet. Nicht nur, dass die Milch, ehe ich sie in die Sicherheit des Kühlschrankes bringen bzw. in die Schwärze meines Kaffees gießen konnte, verdächtig sauer zu riechen begann und sich frischen Eier nur noch hart verzehrt werden konnten…
Ich hatte bereits den ganzen Morgen den Verdacht gehabt, dass meine Wahrnehmung mir einen Streich, auf der Basis von Fantasy-Humor, spielte oder zumindest ein beleidigter Illusionszauberer irgendwo sein Unwesen trieb. Denn als mein Streitross im Fahrrad-Abstellraum suchte, konnte ich es nicht finden. So ein Streitross löst sich doch nicht in Luft auf, dachte ich bei mir und überlegte, während ich zu Fuß die glühende Ebene entlang schritt, ob ich den Beschwörungszauber meines treuen Begleiters nicht doch im Rucksack verstaut hatte. Allerdings fand ich dort nur die Quest-Liste: „Besorgt 1 Liter reinster Milch des Bio, 1 Schatulle goldener Eier des Bio, 1 Flasche Wein des Diskont, 10 Tafeln magischer Schokolade des Nougats in der Höhle der grantigen Frauen, im Westen der glühenden Ebene. Euch erwartet folgende Belohnung: 1 Eine Eierspeise, 1 zufriedene Freundin.“
Wie ich schon erwähnte, hatten einige der Quest-Gegenstände einen Bug, als ich sie der Hitze aussetzte, allerdings wurde aus dem Wein noch ein guter Essig. Dass etwas später zwei Polizisten vor meiner Wohnungstüre standen und wissen wollten, ob ich gelegentlich Fechtkämpfe mit Hausfrauen im Supermarkt führte und Einkaufwagen mit einem unbezahlten Vorschlaghammer aus der Heimwerkerabteilung demolierte, war zunächst ein weiteres Problem, welches ich zu diesen Zeitpunkt noch nicht als solches erkannte. Ich erklärte den verständigen Stadtgardisten also, dass ich mich nur daran erinnern konnte, ein paar tollwütige Hobgoblins mitsamt ihren silbernen Wargen zurechtgestutzt zu haben, da diese den Schatz der Höhle der grantigen Frauen besetzt hielten. Die Stadtgardisten wollten mich dennoch mitnehmen, für eine Aussage gegen ein paar Hobgoblins, welche die Wärter des städtischen Kerkers unverständlicher Weise als durchgedrehte, randalierende Riesenfrauen bezeichneten und ob diese vielleicht Grund für mein Verhalten während meiner Queste waren, da sie auch versucht hatten, den Supermarkt auseinander zu nehmen, als keine von ihnen die Likörgefüllten Pralinen finden konnte. Ja, ich plädierte auf Notwehr. Ein Held wie ich setzt niemals den ersten Hieb.
Offenbar bin ich nicht der einzige, der unter den Ozonbelastungen kombiniert mit jeweiligen Schwächen und Neigungen, gelegentlich den Verstand verliert. Aber das war mir zu jenem Zeitpunkt auf der Polizeiwacht noch nicht bewusst. Ich wollte nur in meine heimatliche Burg zurück, fand glücklicherweise (Glück-Wert 10) den Spell für mein Streitross und ritt, noch einmal einen tiefen Luftzug nehmend, auf dem Wischmob der polizeilichen Reinigungskraft, durch mystische Schwaden blauen Ozons, von dannen.

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